Begegnung mit Lama Rod

Am Freitag den 30.03.2018 gab Lama Rod Owens auf Einladung der Dharma Punx NijmegenArnhem (NL) einen Dharma Talk im De Klinker, einem Sozialen Zentrum in Nijmegen. Ich kam ein wenig zu spät und trat in den gut gefüllten Veranstaltungsraum. Das Publikum war divers, People of Color, Menschen aus der Queer-Community, Buddhist*innen, Punks und radikale Linke, … mit vielfachen Überschneidungen.

Es wurden von Lama Rod verschiedenste Themen angesprochen, wie Wichtigkeit die eigene Körperlichkeit anzunehmen und die Bedeutung von radikaler Präsenz, welches er als die Praxis von Authentizität beschreibt, indem wir wahrhaft zu unserem Selbst stehen. Er sieht die verschiedensten Unterdrückungserfahrungen als einen wichtigen Schlüssel, durch ihre Anerkennung und bewusste Wahrnehmung befreiender sein und handeln zu können. „It helps me remain present to what others are feeling because I am present to my own situation.“

Dann gab es eine längere geführte Meditation, die uns über die Füße und unsere Sitzauflage das Gefühl von Gravitation und Erdung geschenkt hat, um so den Raum aufzumachen unsere Gefühle bewusster wahrzunehmen. Es war eine lockere und fehlertolerante Atmosphäre, wo jede*r jederzeit während der Meditation gehen konnte und das eigene priorisieren des persönlichen Wohlergehens wertgeschätzt wurde. Ich persönlich habe noch nie eine so lange öffentliche Meditationsession mit einem derart diversen Publikum erlebt, wo viele keine Meditationserfahrung hatten, welche so gut gehalten wurde.

Nach der Meditation und einer kurzen Pause haben dann verschiedenste Menschen von ihren eigenen Erfahrungen mit Unterdrückung berichtet. Spontan nahm sich ein Geflüchteter aus dem Kongo in der Veranstaltung den Raum, um wütend sich darüber zu sprechen, dass kein Mensch in der Abendveranstaltung sich Gedanken über die Situation im Kongo macht, über den Völkermord, der dort stattgefunden hat und das alle vom Coltan dort in unseren Handys profitieren. Ebenfalls prangerte er den Rassismus an, den er in der niederländischen Gesellschaft erfahren hat. „We hear you“ war die Reaktion von Lama Rod, auf dieses schmerzhafte Intervention, die Anerkennung des Leids, was Menschen widerfahren ist und widerfährt. Anschließend berichteten andere Menschen von ihren Diskriminierungserfahrung, sei es wegen ihres Geschlechts oder ihrer Hautfarbe.

Ein wichtiger Teil des Abends ging es um den Umgang mit Wut. Wie damit produktiv umgehen, ohne blind Leid zu reproduzieren? Die Kraft der Wut nutzen, aber sich auch zu trauen zu schauen, was hinter der Wut steckt.

Ein roter Faden des Abends war durch die authentische Verbundenheit mit den eigenen Emotionen auch fähig zu sein, andere Menschen emotional besser zu verstehen und so solidarischer zu handeln. Sich verletzlich zu machen und trotzdem nicht wehrlos sein, sondern gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung zu kämpfen. Dabei beschrieb Lama Rob, das es bei Achtsamkeit im Kern um Ethik und nicht um wellbeing geht. Es geht nicht um ein oberflächliches Glücksgefühl, sondern um die Klarheit über das eigene Selbst und die gesellschaftlichen Verhältnisse.

Im Anschluss an den Abend habe ich mich noch kurz mit Lama Rod über verschiedenste Aspekte von Nachhaltigem Aktivismus unterhalten. Er selbst unterstützt u. a. Black Communities, die von struktureller (Polizei)Gewalt in den USA betroffen sind und ermunterte mich, die Arbeit zu Nachhaltigem Aktivismus fortzusetzen. Lama Rod hat auf jeden Fall vor nach Europa zurückzukehren und ich würde mich freuen mit ihm einige Veranstaltungen oder vielleicht sogar ein Aktivist*innen-Retreat zu organisieren.

Für Menschen, die sich mehr mit seinen Gedanken und Praxen beschäftigen möchten, sei der Band Radical Dharma. Talking Race, Love And Liberation und darin z. B. der Texte „Remembering Love: An Informal Contemplation On Healing“ oder „Radical Presence“ empfohlen.

Lama Rod Owens ist ein Aktivist/Organizer, Poet und Absolvent des traditionell dreijährigen Retreatprogramms des Kagyu Thubten Choling Klosters, wo er die Lehrerlaubnis in tibetischer Buddhismustradition von Lama Norlha Rinpoche erhalten hat. Lama Rod ist interessiert an der Intersektion von Buddhismus, Identität und sozialer Veränderung.

Rod Owens: www.lamarod.com

Radical Dharma: www.radicaldharma.org

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